NSG Borghorster Elblandschaft
Das Naturschutzgebiet „Borghorster Elblandschaft“ besteht aus drei Teilen.
- Die außendeichs liegenden Altengammer Elbwiesen sind der eine Teil,
- der zweite ist das Borghorster Brack hinter dem Elbdeich,
- der dritte liegt hinter dem Leitdamm und vor den Besenhorster Sandbergen und wird durch den Horster Damm in zwei Teile zerschnitten.
Das hamburgische Naturschutzgebiet geht nach Osten über in das NSG Elbsandwiesen, das zu Schleswig-Holstein gehört. Lange bevor an ein Naturschutzgebiet gedacht wurde, hatte der Botanische Verein die Pacht der „Wiese am Kringel“ übernommen, deren Artenvielfalt durch intensive Pferdenutzung bedroht war. Sie enthält Reste der Brenndoldenwiesen, die einmal an der Elbe häufig waren.
Das Gebiet um die Kringelwiese weist noch die ursprüngliche leicht bewegte Morphologie auf: Sandaufspülungen oder –aufwehungen (Dünen) bilden kleine Höhenrücken. Wer genau hinsieht kann im Gelände den Verlauf früherer Elbarme erkennen.
Auf den trockenen Geländerücken finden sich Echtes Labkraut (Galium verum), Feldmannstreu (Eryngium campestre), Heidenelken (Dianthus deltoides) und andere Trockenheitszeiger. Dazwischen liegen feuchte bis nasse Geländesenken mit verlandenden Rinnen alter Elbverzweigungen. Von den Tiden der Elbe ist das Gebiet durch den sog. „Leitdamm“ (kein Hochwasserschutzdeich) abgeschnitten.
Bei länger andauerndem (von Oberstrom kommendem) Hochwasser drückt nur noch Qualmwasser unter dem Leitdamm hindurch und überflutet nicht nur die Wiesen südlich, sondern auch teilweise nördlich des Horster Dammes. Im Gegensatz zum Tideeinfluss erfolgen solche Überflutungen nicht periodisch, sondern zufällig und halten solange an, bis die Hochwasserwelle in der Elbe abgelaufen ist. Diese Situation besteht seit Ende der 1970er Jahre, als der Leitdamm entlang des Schleusenkanals geschlossen wurde. Dadurch wurde eine intensivere Landwirtschaftliche Nutzung des Grünlandes ermöglicht sowie der Bau des Horster Dammes.
In dieser Zeit wurden weite Teile des Grünlandes einplaniert, wo alte Landkarten noch ein strukturiertes Bodenrelief zeigen. Der Botanische Verein hatte schon 1989 dem hamburgischen Umweltsenator wie auch dem schleswig-holsteinischen Umweltminister vorgeschlagen, in diesem Gebiet den Tide-Einfluss wiederherzustellen, um seltenen und bedrohten Arten der Elbauen wieder eine Chance zu geben.
Das erste Projekt der Hamburger Umweltbehörde dazu, begonnen in 2002, konnte wegen verbliebener Unsicherheiten in der Begutachtung künftig eintretender Qualmwasserstände nicht zu Ende geführt werden. Im Jahre 2011 soll ein neues Planfeststellungsverfahren dazu eröffnet werden, das auf äußerst umfangreichen und akribischen Untersuchungen basiert.
Für Naturschützer ist dabei ein Wermutstropfen, dass diese Maßnahme nun als teilweiser Ausgleich für die Zuschüttung des Mühlenberger Loches dienen soll. Ein weiterer ist der, dass die Wasserstände der Elbe nur bis zu einer bestimmten Höhe in das Gebiet dringen dürfen, wofür durch ein Sperr- und ein Schöpfwerk gesorgt werden muss. Hinter dem Deich soll bei Bedarf anfallendes Qualmwasser schneller abgeführt werden.
Durch das Abtragen des Horster Dammes würde eine größere Beruhigung des Gebietes entstehen, die Straße soll auf den zu ertüchtigenden Leitdamm verlegt werden. Im Bereich der artenarmen Grünländerein südlich des bisherigen Horster Dammes sollen durch Abbaggerungen Wattflächen entstehen. Die ökologisch bedeutsamen Wiesenflächen nördlich davon werden durch die Tiden auch künftig nicht betroffen sein.
Die Altengammer Elbwiesen dagegen liegen im Einflussbereich der Tiden. In Teilen hat sich auch hier das natürliche von der Elbe geformte Geländerelief erhalten. Die Brenndolde hat auch hier mehrere Vorkommen. Besonders zu erwähnen sind Vorkommen der Sumpfwolfsmilch (Euphorbia palustris).
Die Gebietsbetreuung erfolgt durch die gleiche Arbeitsgemeinschaft, die auch die Boberger Niederung betreut.
Text: Horst Bertram