NSG Duvenwischen

Das 43,6 ha große Naturschutzgebiet Duvenwischen im Norden von Volksdorf wurde erst 2019 ausgewiesen.

Es umfasst die teils verbrachten und verbuschten Feuchtwiesen an der Rittmeisterkoppel und zieht sich über die Rade- und Langenwiese über die Straße Gussau und den Quellbruch der Gussau bis an die Straße Vörn Barkholt nach Süden.

Einbezogen wurde die Hamburgische Exklave „Buschwiese“, die vom stormarnischen NSG Heidkoppelmoor umschlossen wird.

Die Buschwiese, obwohl nur 0,8 ha groß, hat es in sich. Das wurde ihr von Gutachtern des Hamburger „Centrums für Naturkunde/Zoologisches Museum“ in 2016 bescheinigt. Diese Wiese wurde vom Botanischen Verein seit vielen Jahren betreut.

Obwohl die Wiese jenseits der Lottbek liegt, die hier die Landesgrenze bildet, gehört sie als Exklave zu Hamburg und ist darüber hinaus auch Eigentum der Stadt. Dass sie nicht zu dem sie umgebenden stormarnischen Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor gehört, ist im Gelände gar nicht zu erkennen.


Bild links: Die Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius) kommt in Hamburg nur in den Naturschutzgebieten Duvenwischen und Duvenstedter Brook vor und ist daher hier vom Aussterben bedroht. Sie benötigt trockene und nährstoffarme besonnte Standorte, die in beiden Naturschutzgebieten nur in sehr kleinen Resten vorkommen.
Bild rechts: Die Kuckuckslichtnelke bietet auch dem Hauhechelbläuling (Polyommatus icarus) Nektar. Seine Raupe ernährt sich nicht nur von Hauhechel, sondern auch von Klee-Arten und anderen Leguminosen, die in den „Duvenwischen“ verbreitet sind.


Sie wird einmal jährlich durch einen GaLaBau-Betrieb gemäht, wofür die Hälfte der jährlichen Zuwendung der Umweltbehörde an den Botanischen Verein aufgewendet wird. Die relativ hohen Kosten erklären sich durch den Einsatz möglichst tierschonender Mähtechnik und die schwierige Befahrbarkeit der nassen Wiese, die im Rückstaubereich des Lottbeker Teiches liegt. An einer landwirtschaftlichen Nutzung besteht kein Interesse, so dass das Mahdgut entsorgt werden muss. Die Pflanzen-Kartierung von Gerwin Obst, unserem bisherigen Betreuer dieser Wiese, der sich auch mit der Gruppe Ammersbek des Nabu um das Heidkoppelmoor kümmert, ergab 90 Arten im Jahre 2010.

Die Zoologen untersuchten nicht nur diese Wiese, sondern auch die zum geplanten NSG gehörigen übrigen Flächen. Die Kartierung betraf Libellen, Eintags-, Stein- und Köcherfliegen, Heuschrecken, Stechimmen, Falter, Käfer, Amphibien, Reptilien, Vögel und Fledermäuse. Nachgewiesen wurden 825 Tierarten, darunter 561 Käfer-Arten, von denen 104 auf der Roten Liste Schleswig-Holstein bzw. der BRD stehen. Bei den Käfern merken die Gutachter zu dem hohen Wert seltener Käfer-Arten an:
“Neben dem hohen Anteil gefährdeter Alt- und Totholzbewohner ist er auf das Vorkommen zahlreicher gefährdeter Arten des Feuchtgrünlandes auf der Buschwiese zurückzuführen. Insgesamt wurden auf der Buschwiese allein 211 Käferarten nachgewiesen. Für die Laufkäfer-Fauna konnte eine geringe Präsenz von Störungszeigern nachgewiesen werden, was als Ausdruck für einen guten Erhaltungszustand und damit hohe Naturnähe und Schutzwürdigkeit des Standortes Buschwiese zu werten ist.“
Unter den Heuschrecken werden besonders die Sumpfschrecke, die Große Goldschrecke, die Säbeldornschrecke und die Gemeine Dornschrecke erwähnt.
„Drei von ihnen sind vor allem auf der Buschwiese zu finden, sie stellen insgesamt hohe Ansprüche an den Feuchtigkeitsgrad ihres Lebensraumes, wobei die Sumpfschrecke eine strikte Bindung an Feuchtgebiete zeigt. Ihr Vorkommen verdeutlicht die permanente Wassersättigung in Teilen des Untersuchungsgebietes und die damit verbundene Naturnähe, die sich vor allem aus einer extensiven Bewirtschaftung der Grünlandflächen ergibt.“
(Quelle: Transparenzportal Hamburg: „Faunistische Kartierung ausgewählter Tiergruppen im geplanten NSG Duvenwischen“)

Als botanische Besonderheiten in den quelligen Erlenwäldern sind der Kleine Baldrian (Valeriana dioica) und der Hain-Felberich (Lysimachia nemorum) besonders erwähnenswert. Die Feuchtwiesen-Flora ist auf der Buschwiese u.a. mit Breitblättrigem Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), 10 verschiedenen Seggen (Carex-)-Arten ausgeprägt, bedarf aber auf den anderen Wiesen dringend einer Entwicklung. So ist hier (neben anderen Arten) der Teufelsabbiss (Succisa pratensis) durch Verbrachung und Fehlnutzung städtischer Flächen stark zurückgegangen.
Hier soll gegengesteuert werden, und die Naturschutzverordnung und der daraus zu entwickelnde Pflegeplan bieten dafür die rechtliche Grundlage.

Gebietsbetreuung Kolja Bodendieck und Gerwin Obst

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