NSG Stecknitz-Delvenau-Niederung
Als sich die Gletscher der letzten Eiszeit nach Norden zurückzogen, entwässerten die Schmelzwasserströme durch die Delvenau-Schmelzwasserrinne nach Süden in die Elbe. Dabei bildete sich auf den Endmoränen-Ketten bei Mölln eine Wasserscheide, von der die Delvenau weiterhin nach Süden und die Stecknitz nach Norden in die Trave flossen. 500 Jahre wurden diese beiden Wasserläufe mit einem verbindenden Kanal als Stecknitz-Delvenau-Kanal hauptsächlich für den Transport von Salz von Lüneburg in den Ostseeraum genutzt. Als man um 1900 den Elbe-Lübeck-Kanal baute, ging die gesamte Stecknitz in ihm auf.
Von der Delvenau blieb ein Restgewässer übrig (etwas nördlich von Büchen bis zur Elbe bei Lauenburg), das allerdings sein Einzugsgebiet verloren hatte. Durch den Kiesabbau in Witzeeze (50-er bis 60-er Jahre) wurde dieser Rest noch einmal geteilt und auch der letzte Wasserzubringer, die Riedebek aus dem Raum Bröthen, wurde abgeleitet.
Trotz dieser Verschlechterungen im Wasserregime, Bodensackungen in den Feuchtwiesen und Verringerung der Artenvielfalt, hat man dieses Gebiet von Büchen bis Lauenburg unter Schutz gestellt, zuerst als NSG, dann auch den Bachlauf selbst mit 10 m Randstreifen als FFH-Gebiet wegen seiner beiden schutzwürdigen Fischarten, dem Steinbeißer und dem Schlammpeizger.
Nach langem Ringen zwischen Behörden und Naturschützern vor Ort ist das Wasserproblem für den Bach vorerst künstlich durch 200 l/s Wasserzufuhr aus dem Kiessee 8 in die Delvenau über ein regelbares Wehr gelöst worden. Zusätzlich wurden 5 Meßpegel gesetzt. Für den Anschluß von Restoberlauf und Riedebek bei der ehemaligen Niebuhrschleuse wird “weitergekämpft”, vom Naturschutz vor Ort als Betreuer und über die Wasserrahmenrichtlinie.
Trotz der Aufgabe von Grabenräumungen im Naturschutzgebiet haben sich viele Wiesen stark verändert, sie sind trockner (!) geworden. Von der einst seggenreichen (schon 1982 von Joseph Beller beschriebenen) Feuchtwiese (Biotop Nr. 6) sind viele Bereiche mit Robustgräsern und Potentilla anserina bewachsen, andere zeigen starken Erlenaufwuchs. Von den noch im Jahre 2000 beim Seggenseminar mit Karl Kiffe gezählten 15 Seggenarten und 2 Bastarden ist nicht einmal mehr die Hälfte vorhanden und das auch nur in geringer Menge. Auch viele andere seltene Arten wie Ranunculus lingua, Thalictrum flavum, Caltha palustris, Thelypteris palustris und Triglochin palustre haben sich hier verabschiedet.
Früher standen auf diesen Wiesen vielfach Jungrinder in geringer Zahl, heute werden die Wiesen mal mehr, mal weniger von Schafen beweidet. Auch ein Tiefmähen der Binsen wurde ohne Erfolg versucht. Durch diese Form der Beweidung scheint ein starker Rückgang seltener Arten zu erfolgen. Diese Schafhütebeweidung ist ein vom LANU initiiertes “Entwicklungskonzept für die Delvenauniederung”.
Das sehr negative Bild mit Rückgang seltener Arten gilt nur für die Feuchtwiesen. Auf den Magerrasenstandorten weiter südlich haben sich die Grasnelken durch die Schafbeweidung stark vermehrt und zeigen zur Blütezeit einen rosa Schimmer über der Fläche (sie sind hier im südöstlichen Schleswig-Holstein aber in keiner Weise gefährdet). Auf den aufgelassenen Spargelfeldern wurde 2007 neben anderen Magerrasenarten Filago vulgaris gefunden, auch Odontites rubra wächst in den südlicheren Teilen. Die wenigen Vorkommen von Chondrilla juncea im angrenzenden NSG Basedower Baggerseen haben sich durch die Verbuschung verringert.
Das Gebiet ist sehr groß (63 ha), daher wird es von einer Gruppe Interessierten aus mehrereren Vereinen betreut:
Hans-Heinrich Stamer (BUND) federführend Barbara Denker (Botanischer Verein zu Hamburg e. V.) Ralf Schnackenbek (NABU) Helmut Knust (Heimat-und Geschichtsverein) Ronald Wischmann (Angelverein).