Die Neujahrspflanzenjagd Hamburg hatte zum ersten Mal im vierjährigen Berichtszeitraum zumindest die letzten zwei möglichen Meldetage mit Schnee und Frost in relevantem Ausmaß zu kämpfen. So berichtete Andromeda von der Suche nach Blümchen unter Schnee am Pinnauhafen Uetersens mit Weißer Taubnessel (Lamium album) als einzige Ausbeute. Auch der vorangegangene Dezember wies teilweise Frost auf. Entsprechend verhalten die Blühfreudigkeit der Pflanzenwelt, mit neun Meldungen waren unsere Mitglieder:Innen dennoch wieder fleißig!

Denjenigen, die unterwegs waren zunächst ein großer Dank. Eure Berichte und Fotos waren lebhaft geschildert und zeigen, dass das neujährliche Botanisieren im Freundes- und Familienkreis großen Spaß machen kann. So berichtet Karin Bussas von einer schönen Tour über den Billwerder Bahndamm mit dem diesjährigen Rekord von 10 unterschiedlichen Arten. Auf dieser Tour entstand Abbildung 1 – ein blühender Reiherschnabel (Erodium cicutarium). Mit diversen Neuzugängen konnte Tina Wolkenhauer mit einer Tour rund um das Berliner Tor aufwarten. Neben Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) und Acker-Vergissmeinnicht (Myosotis arvensis) kam mit der Stängelumfassenden Taubnessel (Lamium amplexicaule) die vierte Taubnessel-Art auf die Liste und macht auf Gattungsebene damit den Greiskräutern Konkurrenz (S. inaequidens, jacobaea, viscosus und vulgaris rangieren auf der Liste). Insgesamt wurden dieses Mal 23 unterschiedliche Arten gefunden, die Gesamtartenliste steigt auf 102 Arten. Als besonders erwähnenswerte Bestimmungsschwierigkeit konnte Frau Wolkenhauer eine Asteraceae liefern, die schon stark gelitten hatte. Ein Foto anbei, falls jemand eine Idee hat (Abbildung 2).

Am häufigsten wurden, ähnlich wie in den vergangenen Jahren Gänseblümchen, Vogelmiere und Gew. Greiskraut gemeldet. Nach dem letztjährigen Vollausfall an Löwenzahnblüten waren dieses Neujahr diverse Taraxaci auch unterschiedlicher Phänotypen (Arten?) zu beobachten. Sterk & Luteijn (1984) notieren in ihren Untersuchungen zum Jahresgang des Löwenzahns, dass es einerseits artspezifische, genetische Komponenten gibt, die in der Gattung den favorisierten Blühzeitpunkt festlegen, es zudem aber auch überjährige ‚Löwenzahn-Mastjahre‘ gäbe – ganz ähnlich wie bei Eiche und Buche. Auffällig waren 2024 zudem viele Haselblüten.

Über alle Jahre ergeben sich folgende Top 5:

  1. 31 x Bellis perennis in 63 % aller Meldungen
  2. 24 x Stellaria media (s.l.) in 49 % aller Meldungen
  3. 20 x Lamium purpureum in 41 % aller Meldungen
  4. 20 x Poa annua (↑4) in 41 % aller Meldungen
  5. 16 x Capsella bursa-pastoris (↓4) in 33 % aller Meldungen

Vielen Dank für alle Einsendungen sowie der Fotos und kleinen Geschichten von Ihren/Euren Neujahrstouren. Wir sind gespannt aufs nächste Jahr!

Kolja Bodendieck, 29.01.2024

Literatur:
Sterk, A.A., Luteijn, M.M. (1985): A Study of the flowering phenology of Taraxacum microspecies in some biotopes in the Netherlands as observed in three successive years, Acta Botanica Neerlandica 33 (1) 39-59

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