Wir möchten Ihnen ein paar botanische Streiflichter aus dem verflossenen Jahr 2014 näherbringen.
Mooskartierung
Da ist einmal die Mooskartierung zu nennen, gleich das erste Bild, bei etwas winterlichem Wetter aufgenommen, zeigt die Untersuchung von Feldsteinmauern an einer Brücke im Jenischpark.
Alte Mauern in feuchter Lage sind nun mal „höffig“. Selbst auf Grabsteinen können Moose wachsen, wenn man sie lässt, offenbar hat das Mauer-Drehzahnmoos (Tortula/Syntrichia muralis) sogar schreiben gelernt.
Das dritte Bild aus der Mooskartierung zeigt den für Moosfreunde optimalen Zustand eines Teiches, nämlich nach dem Trockenfallen, und man sieht u. a. denTeppich eines Lebermooses (Riccia canaliculata) mit lang ausgezogenen Blattlappen ( Bergstedter Feldmark). Aber auch die Freunde von Blütenpflanzen finden auf dem in Spalten aufreißenden Schlamm Seltenheiten, nämlich den Schlammling (Limosella aquatica) und das noch im November im Wandse-Tal am Höltigbaum. Das wurde seit etlichen Jahren so nicht mehr gesehen.
Entwicklungsmaßnahmen in Mooren
Um Weihnachten gab es dann erst wieder größere Regenmengen, die Alster uferte kräftig aus, wie sie das zum Glück im „Überschwemmungsgebiet“ darf (unterhalb des Rodenbeker Quellentales).
Ein paar Bilder berichten von Entwicklungsmaßnahmen in Mooren: Ein Bild zeigt einen auf den ersten Blick parkähnlich ausgebauten Weg im Wittmoor. Darunter steckt aber eine Spundwand, mit der der durchlässig gewordene alte Lorendamm jetzt wieder den Wasserstand im großen Moorstau konstant halten kann. Als wir 1978 hier zuerst stauten, was das noch ganz unprofessionell, und der Notüberlauf machte große Probleme. Vom Naturschutzamt Hamburg konnte über das Sondervermögen Naturschutz jetzt diese hoffentlich dauerhafte Maßnahme finanziert werden.
In unserem Betreuungsgebiet NSG Hummelsbütteler Moore hatten wir das Glück, zwei lang ersehnte Maßnahmen durch das Bezirksamt Wandsbek umgesetzt zu sehen:
Anlage von Senken am Rand des Ohlkuhlenmoores, das zu stark austrocknet, um Sonnentau und Wollgras Lebensbedingungen zu bieten. Die jetzigen Wasserstände dürften im Mai schon wieder ziemlich abgesunken sein.
Das Ergebnis der anderen Maßnahme sieht dagegen ziemlich wüst aus (Hüsermoorfällung). Wir sahen aber keine andere Möglichkeit, die zunehmende Austrocknung des Hüsermoores abzubremsen als durch Beseitigung der transpirierenden Gehölze, eine Maßnahme, der auch das Naturschutzamt zugestimmt hatte. Noch gibt es die Moosbeere in diesem kleinen Moor (Vaccinium oxycoccus).
Exkursionen im Sommer 2014
Im gleißenden Sonnenlicht sieht man verwaschene blaue Fleckeim Gras an einer Straße, den Heidegünsel. Erstaunlich ist der Standort, unmittelbar an der B5 kurz vor der ehemaligen Zonengrenze, wo der Verkehr brandete. Während uns der Wiesen-Alant (Inula britannica) bei der Exkursion über den Lauenburger Werder begegnete, wie auch der Gekielte Lauch (Allium carinatum), wie auch immer er an den Standort am Asphaltweg gekommen sein mag. Wir kennen ihn vom Elbhang am Lauenburger Schlossturm seit langem.
Ein Foto der Hafenexkursion zum Schlickhügel Finkenwerder zeigt Nachzuchten von einer verwelkten Pflanze, die als Gemeiner Wasserfenchel (Oenanthe aquatica) angesprochen wurde, und die zarten fein zerteilten Unterwasserblättchen dokumentieren die Richtigkeit dieser Annahme. Nicht alle Oenanthe-Exemplare auf Elbschlick darf man für Schierlings-Wasserfenchel halten.
Natur in der Stadt, diesem Thema widmeten wir ein Faltblatt. Selbst an Straßenrändern kann man ein wenig Wildwuchs dulden. Der nickende Löwenzahn (Leontodon saxatilis) ist nicht gerade selten an Straßenrändern und auf nicht übermäßig gepflegten Rasen anzutreffen, und auch das von Pferdebesitzern gefürchtete Jakobs-Greiskraut hat seinen Platz im „Straßenbegleitgrün“, und ist im blütenarmem Spätsommer eine beliebte Nektarquelle bei Faltern, wie dem Grünwidderchen.
Die Nachforschungen, die Klaus Hlawa zum Wiesenschachtelhalm (Equisetum pratense) anstellte erbrachten leider, dass ein Teil der Fundorte im Hamburger Pflanzenatlas zu streichen ist. Sogar der einstmals größte hamburgische Bestand im NSG Rodenbeker Quellental, dessen Existenz noch von Marianne Lenz dokumentiert worden war, ist aus bisher ungeklärten Gründen verschwunden. Wir fanden aber den seit alters bekannten Standort in der Ochsenkoppel (Forst Beimoor) unversehrt, und von dort stammt das Foto auch.
Mit guten Wünschen für das begonnene neue Jahr
Horst Bertram