Nun ist es am Ende doch noch geglückt: Der lang umstrittene Wald „Vollhöfner Weiden“ soll auf 69 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen und aus dem Hafennutzungsgebiet entlassen werden. Über 60 Jahre lang hat die Natur hier sich bisher weitgehend ungestört entfalten können. Obwohl die Grundlage des Ganzen weitgehend Spülfelder sind, deren Untergrund man teilweise durchaus mit Misstrauen betrachten kann, hat sich hier ein strukturreicher Auwald entwickelt.
Die Biotopkartierung vermeldet nicht nur den „hochgradig wertvollen“ Auwald im NW des Gebietes, sondern auch Schilfröhrichte, Ufersäume und eine Silbergrasflur.
Überwiegend wird das Gebiet aber von einem Weidenpionierwald eingenommen, trockenere Bereiche werden von halbruderalen staudenreichen Grasfluren eingenommen. Flussgreiskraut (Senecio sarracenicus- RL HH 3), Sumpfgänsedistel (Sonchus palustris- RL HH 2) und Walzen-Segge (Carex elongata -RL3) sind hier zu finden.
Der Strukturreichtum des Gebietes spiegelt sich wider in der Vielzahl von teilweise sehr seltenen Tierarten.Hier findet man Beutelmeisen und Kleinspechte und auch der Eisvogel lässt sich blicken.
Der Reichtum an Alt- und Totholz ist besonders erwähnenswert. Hier konnten nicht nur zum Teil extrem seltene holzbewohnende Käferarten nachgewiesen werden, sondern auch Käfer, die Ameisennester bewohnen. Auch die Lebensbedingungen für Fledermäuse, die hier in zahlreichen Arten vorkommen, sind dank der zahlreichen Höhlenbäume sehr gut.
Die Gutachter sagen voraus, dass mit zunehmendem Alter der Bäume die Lebensvoraussetzungen für die daran angepasste Tierwelt immer besser werden. Künftig soll daher Prozess-Schutz gelten – der Wald also ohne Nutzung bleiben.
Soweit- so schön! Einige beklagenswerte Einschränkungen des eigentlich schützenswerten Bereiches sind aber doch zu nennen:
- Im Osten soll ein schützenswerter Bereich herausfallen, da dort für die Hafenbahn Gleisanlagen geplant sind.
- Außerdem werden im Norden und im Nordwesten zwei mögliche Standorte für Windräder ausgenommen. Von diesen liegt aber einer z-T. im Vogelzugkorridor der Elbe.
- Noch einen großen Wermutstropfen stellen die Ersatzflächen dar, die der Hafennutzung künftig zugeschlagen werden sollen: Das sogenannte „Kirchtal“ (Kirche Altenwerder) mit der Bullerrinne, in dem auch Standorte für Windräder vorgesehen sind. Dieser etwas abgelegene Bereich ist Naturfreunden wenig bekannt.
Die vorliegenden Untersuchungen zeigen aber, wie vielfältig die Natur auf diesen wenig oder gar nicht genutzten Flächen ist. Wir haben diesen Bereich in den Botanischen Wanderführer für Hamburg unter der Nr. 22 (Altenwerder), S. 90 ff aufgenommen. Neben Silberweiden-Auenwäldern und Brombeer-Gebüschen, Röhrichten aus Wasserschwaden, Grabenvegetation mit Froschbiss finden sich hier großflächige halboffene Sandflächen mit Natterkopf, Silbergras und Filzkraut und es tummeln sich hier die Blauflüglige Ödland- und die Sandschrecke. Es würde also dort auch einen herben Verlust bedeuten, wenn Hafenlogistik einzöge.
Horst Bertram, Januar 2025