Mit einiger Sorge sehen wir als Betreuer im Naturschutzgebiet Hummelsbütteler Moore in einigen Knicks das Vordringen der Armenischen Brombeere (Rubus armeniacus). In Garckes „Illustrierter Flora von Deutschland“ (1912) kommt sie noch gar nicht vor, ist aber inzwischen besonders an Bahndämmen und ähnlichen Ruderalstandorten weit verbreitet. In den inzwischen milderen Wintern ist diese als frostempfindlich beschriebene Art immergrün und kann auch im Winterhalbjahr noch assimilieren. Sie besitzt einen kräftigen mehr als daumendicken scharfkantigen lebhaft rot überlaufenen Stängel mit großen Stacheln. Ein gutes Erkennungsmerkmal sind die unterseits grauweiß filzigen Blätter. Diese Art ist vermutlich bei früheren Anpflanzungen von Brombeer-Arten in Knicks gelangt, als schlicht „Rubus fruticosus“ in den Auftragslisten stand. Von hier werden die Samen von Vögeln und Mäusen verbreitet. Sie wird als Gartenpflanze kultiviert, da sie große wohlschmeckende Früchte trägt. Das ist vermutlich das Ergebnis züchterischer Auslese. Erstmals wurde sie um 1860 als teure Neuheit beim Händler Booth in Altona angeboten. In der Sorte „Theodor Reimers“ ist sie heute noch im Handel.
Allerdings ist sie äußerst wuchsfreudig und entwickelt in einer Vegetationsperiode um die 2-3 m lange Ranken, die sich zu Boden senken und an den Spitzen bewurzeln. Da die Pflanze reichlich neue Triebe produziert, legen sich diese von oben wie ein Mantel über die Sträucher des Knicks und rauben ihnen das Licht. Wie sich diese Art durchsetzt, kann man an den Hängen des Hummelsbütteler Müllberges sehen. Hier sind an der Südflanke des Berges Dickichte entstanden, die nur noch aus Rubus armeniacus bestehen. Die durch diese Dickichte führenden Wege werden inzwischen hohlwegartig freigeschnitten. Das Innere dieser Dickichte besteht allein aus dem Gewirr alter abgestorbener Triebe und den durchwachsenden neuen Trieben.
Wenn man die Eigenart der Knicks bewahren will, muss man sich der mühevollen Arbeit unterziehen, diese Art wieder aus Knicks zu entfernen. Auf Rückschnitt reagieren alle Brombeer-Arten mit umso fröhlicherem Neu-Austrieb. (Das haben wir reichlich ausprobiert.)
Zum Sanieren von Knicks wird man also nicht ohne Ausbaggern und Erneuerung von Teilstrecken auskommen, weil man den Wurzelstock komplett entfernen muss. Das sind unschöne und teure Maßnahmen, aber man sollte die Augen nicht vor dem Problem verschließen.
Horst Bertram
Die gesamte Globalisierung ermöglicht das Einschleppen von Flora und Fauna aus vielen Ländern und zerstört langsam aber sicher die heimische Pflanzen- und Tierwelt. Man sieht es an der vor Jahren eingeschleppten spanischen Wegschnecke, die im Sommer unsere Gärten befällt…
Aus meiner Sicht kann nur eine rigorose Maßnahme das Übel an der Wurzel packen.
Rubus armeniacus ist m.E. nicht anders zu beurteilen als eine andere Pflanze, die einen zu schützenden Lebensraum zu überwuchern droht. Die Frage der Herkunft ist dafür nicht maßgebend, sondern allein die Wirkung der Art auf den zu schützenden Lebensraum – nicht anders als z.B. bei Weiden, Birken und Zitterpappeln in Moor und Heide. Die befürwortete grundsätzliche Ausrottung aller Exoten scheint sachlich nicht begründet, abgesehen davon, dass sie undurchführbar ist.
Horst Bertram