Die Frühjahrskartierung hat bei dem Scheiden-Goldstern (Gagea spathacea) gezeigt, dass die Art lokal (im Nordosten Hamburgs) sogar ziemlich häufig vorkommt, dass aber die Vorkommen vielfach an Wegrändern im Schutz der Wurzelanläufe alter Bäume zu finden sind.  Welche Folgen Baumfällungen haben könnten, kann man sich ausmalen.  Nah am Weg sind Pflanzenvorkommen grundsätzlich auch in Naturschutzgebieten ständig in Gefahr, zur Unzeit abgemäht, bei Wegeausbesserungen weggeschaufelt oder mit Schreddergut überdeckt zu werden. (Man fragt sich oft, warum man mit Energieaufwand die Zweige schreddert, wenn man das Schreddergut gar nicht verwenden will. Selbst in von Stadtgärtnern gepflegten Knicks findet man diese Anhäufungen.)

Der Scheiden-Goldstern hat etliche Vorkommen außerhalb der Naturschutzgebiete, die es künftig zu erhalten gilt.

Deswegen ist eine möglichst punktgenaue Erfassung in der laufenden Kartierung notwendig.

Ähnlich sieht es beim selteneren Mittleren Lerchensporen (Corydalis intermedia) aus.
Auf diese früh wieder welkenden Arten wirken sich Drüsiges Springkraut und andere scheinbare Konkurrenten nicht negativ aus, ihre Entwicklung ist abgeschlossen, wenn die höher wüchsigen Arten richtig loslegen.

Pflanzen, die wie der Kleine Baldrian (Valeriana dioica) oder der Hain-Felberich (Lysimachia nemorum) im nassen Bruchwald zu Hause sind, konnten zu einem Großteil kartiert werden und sind so lange einigermaßen sicher, wie sich der Wasserhaushalt in der Landschaft nicht verschlechtert.

Die Auwald-Sternmiere (Stellaria neglecta), die Gegenstand des Pflanzenrätsels im April dieses Jahres gewesen war, wurde dagegen nicht aufgespürt, obwohl die angegebenen Standorte aufgesucht wurden. Ob die Vermutung berechtigt ist, es könnten sich bei früheren Kartierungen in der Handhabung der Abstreichlisten bei den Abkürzungen Verwechslungen mit der Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum) eingeschlichen haben, muss offenbleiben. Ebenso blieb die Suche nach der Mai-Rätsel-Pflanze Hallers Schaumkresse (Arabidopsis halleri) am alten gut dokumentierten Fundort des Braunkohlenbergwerks Robertshall vergebens.

Das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) gilt in Hamburg als „Stinzenpflanze“.

Die Verwilderungen auf dem Rahlstedter Friedhof und in Ochsenwerder gibt es noch, allerdings zeigte es sich, wie nötig die Information der Gärtner vor Ort ist, um gärtnerische Neuplanungen in die richtige Bahn zu lenken.

Weniger erfolgreich verliefen jahrelange Bemühungen, Vorkommen des Eichenfarns (Gymnocarpium dryopteris) vor dem jährlich zweimaligen Abmähen im Mai und August zu bewahren. Die Straßenverwaltung im Bezirksamt Wandsbek hat, um die Sicherheit des Straßenverkehrs zu gewährleisten, für alle Straßengräben die Mahd von der Grabensohle bis ca. 1,20 m die Böschungen hoch an eine Firma vergeben, die diese Arbeiten unter Einsatz von Laubbläsern so sauber ausführt, dass der Eichenfarn am Bergstedter Immenhorstweg kaum noch zu erkennen ist. Gegebene Zusagen der Verwaltung, nur die erforderlichen Arbeiten ausführen zu lassen, wurden hier nicht eingehalten. Vermutlich dringen detaillierte Aufträge gar nicht bis zu den Ausführenden vor, da es einfacher ist, Arbeiten überall gleich auszuführen. Aber gerade das soll unser Projekt Im Rahmen des Großprojektes „Natürlich Hamburg“ verändern helfen. Die Pflege aller öffentlichen Flächen (nicht nur der ausgewiesenen Grünanlagen) sollte so erfolgen, dass ohne Einschränkung der stattfindenden Nutzung Pflanzen und Tiere z.B. auch an Straßen und Wegen überleben können.

Text: Horst Bertram

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