NSG Talhänge bei Göttin

Was treibt den Botanischen Verein zu Hamburg, sich an der Betreuung der Osthänge des Delvenau-Tales im Kreis Herzogtum Lauenburg zu beteiligen? Der Grund liegt in der Einmaligkeit dieser wärmebegünstigten artenreichen Trocken-Standorte, die schon vor 86 Jahren den Botanischen Verein mit seinem damaligen 1. Vorsitzenden Franz Elmendorff zu Exkursionen mit Bahn, Bus und Fahrrad hierher veranlassten. Am 13.5.1923 vermerkte er: „Buschig-grasig-heidige Hänge mit der Heide- und der Frühlingssegge (Carex ericetorum und C. caryophyllea), Wiesenküchenschellen (Pulsatilla pratensis) den ganzen Abhang vom nahen Bergholz bis hinter Grambek, außerdem Katzenpfötchen (Antennaria dioica).“


Die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium, RL SH 2) findet man auf Dünen, in Kiefernwälder und Sandfluren. Das Berg-Sandröschen (Jasione montana, RL SH 3) und der Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis, RL SH 3) sind ebenfalls zwei typische Arten trocken-sandiger Böden.

Auch in späteren Jahren (1927, 1929, 1941) hat er diese Arten vermerkt. Die Sandstrohblume (Helichrysum arenarium) bezeichnete er mit der Grasnelke (Armeria elongata) als Leitart der sandig-kiesigen Hochfläche, die überwiegend von Sandfluren eingenommen war. Im Hang gingen Calluna-Heiden und trockene Gebüsche ineinander über.

In den lockeren Gebüschen des Unterhanges fand Elmendorff noch 1941 reichlich Bergwohlverleih (Arnica montana), auch die Färberscharte (Serratula tinctoria) war hier zu Hause. Mit der Aufgabe der Schafhaltung und der Aufforstung der Delvenau-Hänge von Grambek bis Bergholz und zunehmendem Stickstoff-Eintrag aus der Luft wandelte sich die Landschaft nach dem zweiten Weltkrieg grundlegend.

Mehr und mehr schwanden die von Elmendorff beschriebenen Sandfluren – von den oben genannten Arten blieben nur wenige und diese in wenigen Exemplaren, wie die Botaniker bedauernd feststellen mussten.

In einer Stellungnahme zum Programm der Landesregierung Schleswig-Holstein zum Schutz von Biotopen an der damaligen Zonengrenze machte der Botanische Verein den aus dem Lauenburgischen stammenden Ministerpräsidenten, auf den die Gründung der Stiftung Herzogtum Lauenburg zurückgeht, darauf aufmerksam, dass nicht nur Feuchtbiotope, sondern vor allem auch Heiden und die an bedrohten Arten reichen Magerrasen Kostbarkeiten seien, die man schützen und vor allem pflegen müsse.

Der Botanische Verein hat es daher außerordentlich begrüßt, als in den 80er Jahren großflächig an den Göttiner Heidehängen Kieferaufforstungen gerodet wurden. Dies hatte eine Wiederausbreitung z.B. des Heide-Günsels (Ajuga genevensis) und anderer lichtliebender Arten zur Folge.

Im Jahre 1990 sind die Talhänge bei Göttin (71,05 ha Fläche) als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Seit dieser Zeit ist der Botanische Verein unter Federführung der Stiftung Herzogtum Lauenburg und gemeinsam mit den Vereinigten Umweltfreunden Gudow an der Betreuung des Gebietes beteiligt. Viele Stunden mühsamer Schneide- und Sägearbeit haben unsere Partner aus Gudow alljährlich in das Gebiet investiert um die Heide erhalten zu helfen.

Die Stiftung lässt alljährlich ihre Schafherde im Sommer die Hänge beweiden. Jedoch hat man den Eindruck, dass ohne stärkere Bodenverwundungen und intensivere Nutzung sowohl die Vergrasung durch Drahtschmiele als auch die Überalterung der Heide und Verbuschung nicht nachhaltig in den Griff zu bekommen sind.

Gebietsbetreuer Barbara Denker

 

Karte NSG Talhänge bei Göttin

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